Nach dem gestrigen Festmahl hatten wir heut morgen keinen ganz so großen Hunger. Es nützt aber nichts, das Essen muss rein.
Wir haben Großes vor. Großes deshalb, weil heute 1500 Höhenmeter auf nur 50 km Strecke anstehen. Eine echte Kletteretappe. Die Sachen sind mittlerweile professionell und sehr schnell eingeräumt. Jeder Handgriff sitzt. Noch gemütlich einen Cappuccino in der Bar und los gehts.
Wir befanden uns unmittelbar im Anstieg zum Col de Paillères, von dem wir gestern schon 7 km abgeknappert haben. Die Strecke war tatsächlich wenig spektakulär und zum Teil über längere Stücke sehr steil. Vorbei ging es an einer Skistation und an den Kühen und deren kleinen Kälbern, die ängstlich davonsprangen, wenn wir uns näherten.
Die Fliegenschwärme waren riesig und dagegen sehr anhänglich. Alle darauf bedacht, eine leckere Portion Schlecksalz von uns zu ergattern. Damit kamen sie in unserer Vorstellung einige Monate aus und könnten sich dann gechillt mit anderen Fliegensachen beschäftigen, der Salzvorrat wäre gedeckt. Anders ist es nicht zu erklären, wie verrückt die Biester wurden, als sie uns orteten. Hinter Andreas fahrend konnte ich heute eine dicke, schwarze Wolke beobachten. Wir nahmen es stoisch. Totschlagen war schlicht unmöglich bei den Massen und zudem schlecht fürs Karma. Oben angekommen war es sehr kalt und der Blick ging gegen 0, dicke Nebelsuppe oder einfach eine riesige Wolke, die auf dem Berg lag. So hatten wir uns den letzten 2000er nicht vorgestellt. Ein Belgier mit Rennrad, der irgendwie nur Unsinn erzählte, wollte von uns gerne etwas Wasser abhaben. Von uns, die ohnehin 25 kg Gepäck hier hoch schleppten. Wir brauchten jeden Tropfen für unsere eigenen Reaktoren – zur Kühlung. Andreas schickte ihn deshalb vertrauensvoll in ein Restaurant in den Nebel. Also Lars hat keins gesehen…
Die Abfahrt war wiederum der Hammer. Serpentinen wie sie in jedem Bergbuch für Radfahrer stehen würden. Wir wären gerne lieber hier hochgefahren. Wir kamen in der Abfahrt einigen schon völlig zerstörten Rennradfahrern entgegen, die die Piste querten und sehr instabil auf ihren Carbonmonstern saßen. Keine Ahnung, wie die hier noch hoch kommen wollten.
Nach der 13 km langen Abfahrt gings schon wieder bergauf. Wie sich herausstellte eigentlich konstant bis zum Campingplatz. In einem kleinen Dorf servierte uns eine nette Mutti Omlettes mit Käse. Dazu kredenzte sie hausgemachte Bratkartoffeln, Möhrengemüse und einen frischen Salat. Musste bestimmt weg, da es nicht auf der Karte stand. Aber alles sehr, sehr lecker. Von hier aus peilten wir gestärkt den nächsten Col an – den Col des Hares – und immer weiter nach oben. Vorbei an einem beeindruckenden Stausee auf einer imposanten Hochebene.
Gegen 14 Uhr erreichten wir den Supermarkt, der auch sonntags auf hat. Die Auswahl war begrenzt, die Preise eher nicht. Auch bis zum Zeltplatz wurden wir nicht verschohnt und sammelten weiter einen Höhenmeter nach dem anderen. Der Campingplatz befindet sich in einem großen Wald und in der Nähe des Lac de Matamale. Wir sind auf knapp 1600 m Höhe und die roten Blutkörperchen können heut Nacht überproduziert werden. Noch 2 Tage und wir haben die Pyrenäen besiegt. Geil!
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