Nach einer sehr erholsamen und ruhigen Nacht standen wir bereits kurz nach acht am Tresen der Campingplatzbar, um unsere bestellten Croissants und Pains au Chocolat an Empfang zu nehmen.

Auf der kleinen Terrasse frühstückten wir entspannt bei Espresso und Gebäck. Andreas zog auch heute die Joghurt-Obst-Müsli-Nummer durch, während Lars auf Schinkencroissants setzte.

Frühstück auf dem Campingplatz. Energie tanken für die ersten Kilometer.

9 Uhr saßen wir im Sattel und fuhren dem ersten Anstieg des Tages entgegen. Während Andreas die Passstraße gemütlich angehen wollte, musste Lars es wieder übertreiben und setzte zum Bergzeutfahren auf den Col de Creu an – 5km vor dem Gipfel. Unserer beider Puls schoss in die Höhe, so schnell sind wir die ganze Tour noch keine 8% hinauf geflogen. Bevor wir unsere Herzfrequenzspitzen erreichten, waren wir oben – schneller als geplant. Nach kurzer Auswertung, lautem Gelächter über diesen gerade durchgeführten Unsinn aber auch freudig über die Leistung, schossen wir erst das obligatorische Foto und dann die nicht mehr enden wollende Abfahrt hinab.

Durch bewaldetes Gebiet zum ersten Anstieg des Tages.

Auf dem Col de Creu.

Von einer Höhe von über 1700 Höhenmetern kommend, schlängelte sich die enge Straße in Serpentinen durch felsiges Terrain. Aufgrund des moderaten Gefälles konnten wir die Räder schön laufen lassen. Wir erreichten den Ort Railleu, der als eines der schönsten Dörfer Frankreichs gilt. Wie ein Balkon thront er über dem canyonartigen Tal, das sich bis zum Horizont zu erstrecken schien. Erst auf den zweiten Blick erspähten wir die an den Osthang geschmiedete Straße, links steile Felsformationen über uns, rechts hunderte Meter Abgrund.

Schön zu fahrende Bergabpassage Richtung Süden.

Das kleine Bergdorf Railleu.

Lars blieb immer wieder erstaunt über die verschiedenen Gesteinsarten stehen, um sie genauer unter die Lupe zu nehmen und in Geographielehrermanier Andreas über das Alter, die Zusammensetzung und deren Entstehung zu erzählen. So standen wir in der einen Kurve vor Kalkgestein, das die vielen Tropfsteinhöhlen in der näheren Umgebung erklärte. Wenige hundert Meter weiter bestaunen wir Vulkangestein, welches offensichtlich als Baumaterial für das kleine Bergdorf verwendet wurde. Ein wenig Ehrfürchtig fuhren wir nach diesem Exkurs weiter, da wir uns in Erinnerung riefen, wie alt dieses Gestein war und welchen Platz wir in diesem Zusammenhang in der Geschichte einnahmen.

Lars in seinem Element.

Nach 20km langer, traumhafter Abfahrt – es schien, als würden wir mit dieser Passage für all unsere Anstrengungen der letzten Wochen belohnt werden – durchquerten wir Olette, fegten wenige Minuten über die sehr befahrene N116 bis Joncet le Sola und befanden und schon wieder in der nächsten Auffahrt. Am Bergbach entlang, über alte Steinbrücken, vorbei an Ziegen und über einige Rampen fanden wir uns nach 7km auf dem Col de Fins. Hier legten wir eine kurze Pause ein, aßen etwas und ließen uns schließlich wieder einmal von Fliegenschwärmen vertreiben.

Auf dem Col de Fins, dem letzten Berg für uns in den Pyrenäen.

Auf der folgenden Abfahrt verabschiedete sich Andreas‘ Hinterbremse als zuverlässige Stütze. Die Bremsbacken der Scheibenbremse waren aufgebraucht, der Weg ins Tal aber noch weit. Irgendwie musste es gehen – es ging. Den Nachmittag wollten wir noch mit einem Crépes krönen und hatten den Ort Villefranche de Conflent dafür auserkoren. Als wir vor dessen imposanten Stadtmauern standen, durch das Tor einmarschierten und die ersten Gassen beradelten, waren wir schnell von dessen Schönheit angetan. Ein willkommener Platz zum Verweilen. Wir bestellte jeder ein Crêpes mit Eis, schauten dem Treiben zu und rollten etwas später stadtauswärts Richtung Osten.

Villefranche de Conflent

Um unseren Zeltplatz zu erreichen, mussten wir noch einmal etwas arbeiten. 80 Höhenmeter kurbelten wir den Berg hinauf und belohnten uns nach dem Zeltaufbau mit einem Sprung in den Pool samt Talsicht.

Willkommene Abkühlung nach zwei Wochen in den Pyrenäen.