Zwischen Schnellstraße und Zugstrecke schläft es sich gar nicht mal so schlecht. Vor allem, wenn man sich von den Strapazen der vorangegangenen Etappe erholen muss und kaum auf der Matratze liegend bereits im Tiefschlaf schlummert.
Wenn man ehrlich ist, hören sich vorbeirauschende Autos auch sehr nach Meeresbrandung an.
Gut erholt und einen Cappuccino später peilten wir den nächsten Supermarkt an. Frühstück muss sein. Vor allem, wenn der Tag wieder so heiß werden soll. 9:12 standen wir also mit etwa 30 wartenden Spaniern – alle bereits mit Körben bewaffnet – vor einem riesigen Mercadona. Dank der kuriosen Öffnungszeiten mussten wir uns etwas gedulden, bis wir Pfirsich, Joghurt und Müsli in idyllischem Ambiente des Parkplatzes vertilgen konnten.
Nun hieß es Kilometer sammeln und Strecke machen. Auf einen ähnlichen Start wie bei unserer gestrigen Etappe hatten wir beide keine Lust. Und tatsächlich lief es sehr flüssig. Zwar wellig, aber nicht mehr so steil, erreichten wir nach 10km die Landesgenze. Adios Spanien und Bonjour Frankreich.
Die Küstenstraße schlängelte sich sehr harmonisch am Atlantik entlang und führte uns mit hochfrequenten Kurbeltritten nach Saint Jean de Luz, einem Fischerort, in dem zwar der Tourismus zu boomen scheint, er trotzdem aber eine gewisse Gelassenheit und französisches Lebensgefühl versprüht.
Wir verließen die viel befahrene Straße D918 und entschieden uns die Route d’Ascain einzuschlagen. Immer am Fluss entlang entfernte sich der Ozean immer weiter und die Pyrenäenausläufer legten mehr und mehr ihren Dunstschleier ab.
In Saint Pée sur Nivelle gönnten wir uns – natürlich, wir sind in Frankreich, was sollte es sonst anderes sein – ein mit Schinken und leckerem Käse belegtes Baguette. Drei Kilometer weiter gönnten wir uns schon die nächste Auszeit im Lac Aintzira. Eine willkommene Abkühlung bei wieder enorm hohen Temperaturen.
Von Itxassou bis zu unserem geplanten Ziel Bidarray ereilten uns dann wieder die steilen Anstiege und unaufhörlichen Wellen, die versuchen, uns vor allem mental den Stecker zu ziehen. Landschaftlich war dieser Abschnitt aber wieder einmal der schönste – begleitet von tosendem Wasser in einer Schlucht, sammelten wir fleißig Höhenmeter um Höhenmeter.
Die Überaschung kam dann im Zielort, als uns mitgeteilt wurde, dass der örtliche Lebensmittelladen dauerhaft geschlossen sei. Kein Wasser mehr in unseren Flaschen, kein Abendessen in den Packtaschen und die Aussicht auf einen Zeltplatz ohne Einkaufsmöglichleit, ließen uns schnell umdisponieren. Wir machten die heutige Etappe 15km länger, konnten uns noch in einem 8km entfernten Supermarkt verpflegen und steuerten einen nochmal 7km entfernten Zeltplatz am Fluss an. Bei 36° im Schatten entpuppte sich das Zubereiten des Abendbrots als Kraftakt. Zumal wir scheinbar mehr schwitzen als vorher im Sattel. 22:00Uhr begann es sich dann abzukühlen und so wird es wohl doch noch eine angenehme und erholsame Nacht – dieses Mal mit richtigem Bachrauschen.
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