Heute haben wir großes Bergfest gefeiert. Nicht nur, dass wir auf dem höchsten Punkt der Pyrenäen standen, dem Tourmalet mit 2115 m, sondern auch, weil Andreas die Hälfte der Tour mit Lars hinter sich hat.

Die Grundpfeiler eines jeden Tages stehen. Früh 5 x snoozen bevor man aus dem Zelt krabbelt, dann den Kopf raus strecken und den Himmel anschauen, Wetterblick. Jeder hat dann seine bereits eingebrannten Rituale. Die sehen wie folgt aus, in unterschiedlicher Reihenfolge: Toilette, waschen, Sonnencreme auftragen, alles einräumen und frühstücken. Am monotonsten ist das Einräumen der Taschen. Isomatte, Schlafsack, Kopfkissen, alle Klamotten und am Ende das Zelt. Für Lars ist das das nervigste Übel des Tages. Seit 3 Tagen wird zudem das Zelt immer nass. Das Gefühl dieses riesige nasse Bündel in die Packtaschen zu stecken, mit der Gewissheit, dass es dort die ganze Fahrtzeit vor sich hin muckert, ist schon komisch. Es sind dann meist zwei Stunden vergangen. Dann wird den ganzen Tag gefahren, Andreas vorne weg, Lars in ausreichend Sicherheitsabstand hinterher. Zwischendurch gibt es meist atemberaubende Landschaften und wirklich tiefe innere Freude darüber, dass man die Möglichkeit hat, so eine geile Tour zu machen. Dann ist das morgendliche Einpacken längst wieder vergessen und der Spaß überwiegt. Angekommen auf dem Zeltplatz fällt einem dann doch wieder das Zelt ein. Also raus damit und trocknen, was leckeres trinken, einkaufen, in den Pool (den es hier auf fast jedem Campingplatz gibt) und abends duschen, kochen, quatschen, mal im E-Book lesen, Musik oder Nachrichten hören und einen kleinen Bericht schreiben. Das ist der Tag von uns im Groben. Klingt doch zum Großteil ganz nett, oder?

Einpacken und Frühstück in herrlicher Morgenstimmung

Heute morgen ging es also direkt in den Anstieg, vom Campingplatz ins Gewühl. Wir waren bei Weitem nicht die einzigen Radler, aber die einzigen mit Gepäck. Es bildete sich eine lange, rollende, schnaubende Schlange von Bergverrückten. Eigentlich erntet man nur absolute Anerkennung, manchmal die Frage nach dem Warum mit Gepäck. Auch ergeben sich immer wieder nette Gespräche. Der Tourmalet ist einfach ein wahnsinnig cooler Radfahrerberg. Jeder versteht, warum man sich diese Strapazen antut.

Westauffahrt zum Col du Tourmalet. Hier ist die Straß noch breit.

Beschrieben wurde der Anstieg als gar nicht so schön und monoton (siehe: quäl dich.de). Darum waren unsere Erwartungen auch gedämpft. Was aber völlig unsinnig war, weil die Auffahrt durch eine spektakuläre Landschaft mit vereinzelten Serpentinen verläuft. Tosende Wassermassen, die zwischen den rund gewaschenen Steinen gen Tal rauschen und immer wieder kleine Bachläufe, die links und rechts von uns den Hauptstrom füttern. Auch der Anstieg war relativ moderat, im Schnitt 8 % mit kleinen Spitzen und auf dem letzten Kilometer noch einmal der Oberschenkelburner mit 12 % im Durchschnitt. Trotzdem 18 km lang nur bergauf. Zwischendurch war sogar Zeit für einen Espresso und ein Stück Flan in Barège.

Kurze Pause in Barège bei Espresso und Flan Nature.

Andreas war am Ende 20 Minuten eher auf den Pass, nachdem er zeitweise mit den Rennradfahrern zusammen gefahren ist und diese noch vor dem Gipfel einkassierte. Eine echte Bergziege eben. Lars ist 7 km zusammen mit Ramon gefahren, einem Spanier auf dem Rennrad. Aber keine Sorge, der Katalane hatte während des Gesprächs 120 Herzschläge/Minute, Lars gepflegte 150. Er hatte einfach keine Lust mehr so reinzuhauen und war an der Idee unserer Tour sehr interessiert. Oben angekommen machten wir das obligatorische Gipfelfoto, eine längere Versorgungspause und genossen die Ausblicke in die Bergwelt um uns.

Knapp zwei Kilometer vor dem Pass. Blick zurück ins Tal und die zurückgelegte Strecke.

Die letzten zwei Kilometer werden noch einmal steil.

Geschafft. Lars überwindet die letzte Rampe.

Das obligatorische Passfoto auf dem Col du Tourmalet.

Nach der 18 km langen Abfahrt waren wir heut schon 14 Uhr am Ziel. Da der Supermarkt aber Siesta machte, ging es um 4 noch einmal 3 km ins Tal zum Einkauf und wieder 3 km hoch zum Zeltplatz. Zusammen, versteht sich. Bärenbrüder!

Die nächsten Tage scheint das Gewitterrisiko zu steigen. Hoffen wir das beste! Bis morgen auf wieder längeren Etappe durch den Nationalpark.

PS: Penne mit soljankaähnlicher Soße ist ein sehr leckeres Abendbrot.