Die Nacht auf fast 1000 Meter Höhe war die erste, in der wir unsere Schlafsäcke bis über die Ohren ziehen mussten, um nicht zu frieren. Am Morgen wärmten uns aber schon beim Packen die ersten Sonnenstrahlen und ließen bereits erahnen, dass der bevorstehende erste Anstieg eine heiße Angelegenheit werden sollte.
Direkt nach dem Zeltplatz befanden wir uns also in der Auffahrt zum Col d’Aspin. Auf relativ flachem Profil kamen wir schnell voran. Erst 6km vor dem Gipfel begannen die 6 bis 9 prozentigen Passagen. Durch bewaldetes Terrain und immer wieder freie almähnliche Flächen schraubten wir uns auf eine Höhe von 1490m und krönten den Morgen – es war erst 10Uhr – mit dem ersten Passfoto des Tages. Dank des sehr schönen Wetters konnten wir die Aussicht genießen und mussten lediglich aufpassen, nicht von den vielen Kühen zur Seite geschoben zu werden.
Da es auf der Höhe von Fliegen nur so wimmelte – sicher ein Nebeneffekt der anwesenden Kuhherde – flüchteten wir ins Tal, legten uns in die zahlreichen Kurven und rollten schließlich in den sehr hübschen kleinen Ort Arreau. Überall waren Blümchen gepflanzt und sogar an den Brücken über den Gebirgsbach aufgehangen. Bunte Fensterläden holten die grauen alten Steinhäuser aus ihrer Tristess und der kleine Platz mit Springbrunnen lud uns ein, eine Pause einzulegen und einen Cappuccino zu trinken.
Das traf sich ganz gut, denn Lars hatte heute noch keinen Kaffee bekommen. Dieser bewirkte auch wahre Wunder, denn nach der kurzen Rast und dem koffeinhaltigen Getränk drehte Lars auf einmal richtig auf. Hatte uns eben noch ein Rennradfahrer in grünem Trikot überholt, bemerkte Lars, dass dieser uns gar nicht wirklich davon fuhr. Warum auch immer, musste er wieder eingeholt werden. Andreas‘ Puls schoss bei dieser Jagd über die 170 Schläge, während Lars bei 150er Puls seinen Stiefel trat. Nach erfolgreichem Überholmanöver hatten wir den ersten Teil des Anstiegs zum Peyresourde schneller als gedacht hinter uns gebracht. Blöd nur, dass der zweite Teil der schwierigere, weil steilere war.
Es folgten 8km bei 6-9% Steigung. Ab und an mal eine Rampe. Der Peyresourde wurde im oberen Teil immer karger, sodass bald keine Bäume mehr Schatten spendeten und die Sonne unaufhörlich auf uns brannte. Große Buchstaben auf dem Asphalt, mal mehr mal weniger gut lesbar, verrieten wie schon bei den Pässen der letzten Tage, auf welcher geschichtsträchtigen Route wir unterwegs waren. Die Tour de France ist hier in dieser Region allgegenwärtig. Während unter unseren Rädern also die Namen vergangener Radsportidole entlangwischten, brauten sich über uns schneeweiße Gewitterwolken zusammen. Noch ein Grund mehr, fester in die Pedale zu treten, schließlich wollten wir ja noch die angekündigten 12 Crêpes auf der Passhöhe verspeisen. Oben angekommen, gab es als salzige Komponente noch zwei Omlett und zum Nachtisch für jeden 6 Crêpes sucrées. Schnell noch ein Bild am Passschild, denn der erste Blitz erhellte den Himmel und ab ins Tal nach Bagnère de Luchon. 14km einfach mal rollen lassen. Ein toller Ausklang.
Wir schafften es sogar noch einzukaufen und das Zelt aufzubauen, bevor das Unwetter auch dieses Tal erreichte. Der erste längere Regen auf unserer Tour, auf der wir bis jetzt wirklich Glück mit dem Wetter hatten.
Wir nutzten die Zeit für eine heiße Dusche und die obligatorischen Dehnübungen nach einem Tag im Sattel. Jetzt geht es nochmal nach Bagnères de Luchon, das Städtchen anschauen und eine Kleinigkeit essen.
Die Route des Cols liegt damit hinter uns, die Berge und Anstiege aber noch lange nicht.
Neueste Kommentare