Heute Nacht raschelte es an meinem Vorzelt. Offensichtlich irgendein Viech. Ich schlug gegen die Zeltwand und es war weg. Als ich ein zweites Mal wach wurde, hörte es sich an, als ob meine Nachbarn schon packen würden. Alles sehr ungewöhnlich.
Pünktlich um 6:15 Uhr war ich wach. Die Donosaurierdecke machte einen perfekten Job. Es war kalt, aber auszuhalten. Als ich von der Toilette zurückkehrte, fragten meine Nachbarn, ob ich heute Nacht auch Besuch hatte. Ja, hatte ich! Bei Ihnen war ein Marder, sagte ich zumindest, und hat sich durch die Fahrradtasche durchgefressen, wohlgemerkt bestehend aus dicker LKW-Plane. Das Biest hat dann ein ganzes Brot und alle Würste gegessen, den Käse angeknabbert. Die Tasche war hinüber. Die beiden Thüringer hörten nichts, weil sie mit Ohropax schliefen. Gut, dass ich mein Essen im Innenzelt lagere.
Ich fuhr um 7:40 Uhr in die Stadt auf der Suche nach einem Bäcker. Alles dicht! Ich hatte zum Glück gestern abgehangene Würste, ein Stück Käse, Müsliriegel und Brötchen geholt. Das verspeiste ich als Grundlage auf dem verwaisten Marktplatz. Kurz vor 8 war ich bereits unterwegs.
Gleich zu Beginn kam ich am Schloss Grünau vorbei. Ein ehemaliger Gutshof befand sich dahinter. Die Stimmung war ein wenig wie beim Film „Das weiße Band“. Der hätte hier gedreht können sein. Ohnehin handelt es sich bei der Gegend um eine sehr konservative. An gefühlt jeder Ecke hängt eine Jesusfigur. Die 3-Sekunden-Regel für heruntergefallen Nahrungsmittel gilt nicht. Hier ist es so sauber und aufgeräumt, dass man direkt von der Straße essen kann. Mitdreißiger siezen mich. Ein Opi wies mich auf einem 4 Meter breiten Fußweg daraufhin, dass es sich jedenfalls nicht um einen Radweg handele. Alles muss seine Ordnung haben! Ein bisschen wie im Prenzlauer Berg, nur noch konservativer. Gestern im Cafe haben gar nicht so alte Leute die aktuelle Politik aus Ihrer Sicht durchdekliniert. Ich wäre fast aufgestanden und hätte ihren Tisch umgeworfen. Flüchtlinge sind das große Thema. Ich habe noch keinen gesehen.
Das Jagdschloss in Grünau.
Und der Gutshof.
Nach rund 20 Kilometern war ich in Ingolstadt. Alles war geschlossen. Das kann ja fast nicht wahr sein. Am Ortsausgang unterfuhr ich die A9. Hätte ich den Seitenstreifen genommen, wäre ich in spätestens 4 Tagen in Berlin. Ich entschied mich anders.
Ich bewegte mich weiter auf dem Donauradweg. Ich hatte es mittlerweile verstanden. Geradeaus, Schotter, Asphalt, ein paar Wellen. Ich langweilte mich zugegebenermaßen ein wenig. Ich brauchte zudem einen Kaffee. Mein Blutdruck war unten und ich verlor die Lust. Außerdem nahmen alle Geschäfte es hier sehr ernst mit dem Feiertag. Nichts hatte offen. In Bad Gögging kam die Erlösung in Form eines Tankstellencafes. Ich checkte da gleich mal das Regenradar. Gegen 13 Uhr sollte was durchziehen. Herrlich!
Ich überlegte mir, dass ich keine Lust mehr auf Donau hatte und von Regensburg hatte ich ja doch nichts, da keine Zeit für eine ausführlichere Besichtigung bestand. Deshalb schaute ich, dass ich bei Kehlheim auf die andere Donauseite wechselte und schonmal ein Stück Richtung Norden fuhr. Meine Richtung für morgen. Zudem machte mich der ganze Hopfen am Straßenrand durstig, ich war eindeutig unterhopft! Ich bewegte mich am nördlichen Rand der Hallertau. Überall Hopfen.
Ich fand einen Campingplatz mit angeschlossenem Landgasthaus, via Google, in Laaber. Gute Richtung!
Beim Kloster Weltenburg öffnete sich ein Durchbruchstal der Donau. Ich konnte nach Kehlheim fahren oder mit dem Schiff übersetzen. Ich entschied mich fürs Schiff. Die 5 Kilometer und 20 Minuten bewegten wir uns durch die tiefste und schmalste Stelle der Donau in Deutschland. Die anliegenden Felsen bekamen komische Namen, die über Lautsprecher durchgesagt wurden. Mein alkoholfreies Weizen schaffte es nicht zu mir. Beim Ausstieg bestellte ich es wieder ab. „Es ist gerade fertig, 3,80 Euro bitte“. Ich verabschiedete mich freundlich und bezahlte gar nix. Sie sagte ein paar unnette Sachen. Tjoah!
Von Kehlheim sollten es nur noch 19 Kilometer sein. Mit noch 400 Höhenmetern. Da sollte also noch was kommen. Ich wollte am Ortsausgang gerade am ausgeschilderten 12 %- Anstieg ansetzen, da fing es an zu regnen. Die Zwangspause nutzte ich für den zweiten Gang Brot, Wurst und Käse. Außerdem schrieb ich bis hierher schon am Blog. Frisch gestärkt ging es auf die letzten Kilometer. Nach über einer Stunde Warterei. Die Regenjacke war übrigens ganz weit unten in der Tasche. Es sollte nicht regnen laut Vorhersage.
Ab hier ging es über die Google Navigation weiter. Die ersten 1,5 Kilometer machte ich gleich mal 180 Höhenmeter. Dann endete die Straße am Wald. Der Weg war zunächst gar nicht so schlecht. Und ob ihr es glaubt oder nicht, der Camino war wieder ausgeschildert. Der Weg führte mich über einen Bergkamm. Ich war guter Dinge. Doch wie immer stand ich vor dieser Katastrophe. Hatte ich keine Lust drauf. Ich erinnerte mich, dass kurz vorher ein besserer Weg in eine Ähnliche Richtung ging. Und den nahm ich. Dieser führte zum Glück auf eine frisch aufgezogene Asphaltstraße. Ich änderte mein Fortbewegungsmittel in Auto und so blieb ich auf dieser Straße. Zweimal musste ich noch Regenschauer aussitzen und war um 14:45 Uhr in Deuerling. 15:30 auf dem Camping.
Da sollte es rein gehen. Ohne mich…
Zwangspause unterm Baum.
15. August 2019 at 20:17
🙂 schöner Bericht wieder.
Irgendwie habe ich den Eindruck, da muss man nicht unbedingt hin. Eventuell liegt es aber am grauen Wetter. Waren die Leute auf dem Boot eventuell die Flüchtlinge von denen die sprachen? Sie drehten sich auf deinem Foto alle verschämt weg. hm…..
Was mir auffällt, es gibt dort offensichtlich keine Fliegen. Ich konnte auf den Bilder in deinem Gesicht keine entdecken.
Halte weiter durch. Wünsche tolles Wetter und gute Laune.
hier kommt ein Witz:
„Was sind Sie von Beruf?“
„Zauberkünstler.“
„Zauberkünstler?“
„Ja, ich zersäge Mädchen.“
„Haben Sie auch Geschwister?“
„Ja, zwei Halbschwestern.“
Bitte spendet, es ist für einen guten Zweck. Spende kann man auch absetzen. 😉
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15. August 2019 at 21:44
Also ich bin eindeutig zu negativ…Hatte eben noch ein nettes Gespräch mit einem Ureinwohner. Und der halbe Liter kostet 2,80. Was will man mehr?
Es gibt hier keine Fliegen. Alles klinisch rein!
Dein Witz ist dünn…
15. August 2019 at 22:56
Du bist dünn.
28. August 2019 at 19:11
Hallo Andreas,
schön, daß Du unseren nächtlichen Lebensmittelraub erwähnt hast. 😉
Wie wir lesen konnten, bist auch Du wieder heil zu Hause angekommen.
Wir sind noch bis Wien gefahren und am Samstag mit dem Zug nach München. Am Montag ging es dann ebenfalls mit der Bahn zurück nach Sömmerda.
Lass es Dir gut gehen und bis zum nächsten Abenteuer.
LG Dominique und Manuela
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