Ich überlege immer schon zwischendurch, während der Fahrt, was ich denn so schönes erzählen könnte. Das geht gut während der endlosen Kurbelei den Berg hinauf. Es ist gut, sich mit etwas gedanklich zu beschäftigen. Man kann nicht ständig auf den Radcomputer glotzen und die Kilometeranzeige beobachten. Man kennt das vielleicht, wenn man auf etwas wartet und ständig auf die Uhr schaut. Die Zeit will nicht vergehen.
Es passiert auch ständig etwas neues, kein Tag vergeht ohne Vorkommnisse. Manchmal sind diese größer, manchmal nur marginal. Es gibt aber immer etwas zu erzählen. Mittlerweile habe ich den Blog fest in den Tagesablauf integriert. Es ist immer noch recht aufwendig, gehört jedoch mit dazu.
Die Nacht war friedlich. Ich weckte Uwe, wenn er schnarchte. Er stieß mich an, wenn ich schnarchte. Ich hatte gestern kein Bier, eventuell lag es daran. Manchmal wollte ich Uwe anstupsen, doch ich merkte, dass das Gesäge aus dem Nachbarzelt kam.
Heut morgen ging alles blitzschnell. Der Abbau wurde nur von einem kleinen Schauer unterbrochen. Ohnehin soll das Wetter ab jetzt wechselhafter werden. Wir packten und fuhren nach Beaufort für das Frühstück.
Von da ging es auf die D70. Zunächst steil, dann wieder gemäßigt bis Hauteluce. Am Ortsausgang bogen wir auf die D218B Richtung Les Saisies. Die Strecke verlief in Serpentinen im 8 %-Schnitt. Der Montblanc tauchte zum ersten mal in Wolken gehüllt am Horizont auf. Nach 17 Kilometern trafen wir in der Retortenstadt ein, die von unzähligen Liften umschlossen war. Auch Busse mit Anhängern für Fahrräder überholten uns. Das kam natürlich nicht in Frage. Im Ort, kurz vorm Col de Saisies, ereilte uns der nächste Schauer. Ich sah einen Fahrradstore. Wir gaben Uwes Schaltung eine neue Chance.
Noch lachen wir bei 9 % Steigung.
Da taucht er zum ersten Male auf: der Schicksalsberg.
Das Gefriemel des Mechanikers zog sich am Ende über eine Stunde hin, da er die Schaltung einfach nicht eingestellt bekam. Zum Schluss baute er sogar den Bautenzug aus, da dieser nicht in der richtigen Verankerung saß. Uwe musste sogar selbst Hand anlegen. Um 12:00 standen wir erst auf dem Col. Die pünktliche Abfahrt war wieder dahin. Wir sollten wieder spät ankommen, zumal wir noch in den Decathlon mussten.
Uwe zeigt wies geht.
Die 13 Kilometer lange Abfahrt war viel zu schnell vorbei. Es ging bei Flumet auf die D1212. Wir hatten laut Angabe auf dem Schild noch ordentliche 45 km vor uns. Es sollte wieder mal ein langer Tag werden. In diesem Tal fuhren wir zunächst 25 Kilometer, in der Tendenz gewannen wir an Höhe. Die Straße war voll. Auf dem Weg passierten wir zudem einige Skiorte, die alle keinen besonderen Charme versprühten. Einzig das Auftauchen des Mont Blanc Massivs ließ uns immer wieder staunen. Der Berg mit seinen etwas über 4800 m ist gewaltig und seine Gletscher sind im Vergleich zu den vorher gesehenen noch extrem groß.
Uwe radelt Richtung Massiv.
Nach 55 Kilometern machten wir in Saint-Gervais-les-Bains Pause. An einem Brunnen, wo wir auch gleich unsere Flaschen wieder auffüllten, aßen wir Baguette mit Beaufort aus Beaufort und Salami. Dazu einen Couscoussalat.
Nach der Stärkung ging es Richtung Charmonix. In meiner Planung entschied ich mich scheinbar, die Hauptstraßen zu umgehen. Problem dabei war, dass der erste 2 km lange Anstieg gleich mal im Schnitt 11 %, in Spitzen 16 % aufwies. Die Wärme staute sich zudem. Mein Sigma zeigte schwüle 40 Grad an.
Wir kamen auf die D13. Immer weiter stieg die Strecke an. Als wir bei Al Fontaine den Fluss querten, ging es richtig zur Sache. Und so sinnlos, da es ein offensichtlicher Umweg war. Bei 20 % Steigung stieg Uwe kurz ab. Meine Kette sprang im kleinsten Gang bei vollem Pedalendruck ab und ich stieß mit meinem Unterbauch mit voller Wucht gegen den Vorbau. Zum Glück knapp vorbei an der Zukunftsplanung. Tat trotzdem weh. Nach dem Kette aufziehen waren meine Hände voller Schmiere. An dieser Stelle danke an Ralf, der mir eine Paste geschenkt hat, mit der man ohne Wasser den ganzen Scheiß von den Händen bekommt. Und es funktionierte sogar.
Bis auf knapp 1200 m schraubten wir uns in Serpentinen auf einer Straße, die auch Wanderweg war, hinauf. Die aufmerksamen Blogleser wissen hier Bescheid. Hatten wir schon mal vor ein paar Wochen. Auch hier bis zu 18 % steil. Unser Titelbild zeigt unseren freudigen Gesichter, als wir endlich oben waren.
Es ging dann leicht bergab und später auf relativ gleicher Höhe auf der D243 bis Chamonix, in den Decathlon. Uwe kam erfolglos heraus. Das nötige Ersatzteil hatten sie nicht. Aber es wäre kein Problem, nur 20 km weiter unten, da wo wir her kamen, gab es einen weiteren, viel größeren Decathlon. Die haben das Ding. Genau an dem sind wir vorbei, weil wir dachten in Chamonix ist ein großer. Also ab jetzt heißt es beten, dass das Zelt hält.
Erst um 17:30 kamen wir an. Nach 82 Kilometern und 1800 hm. Schlange standen wir bei der Anmeldung und auch bei den Duschen. Ich habe Lachs in Paprika-Zwiebel-sehrvielKnoblauch-Sahnesoße mit Reis gegessen. Uwe gebratenes Lachsfilets und Reis mit Öl. Um halb 9 war es erst fertig.
Morgen gehts in die Schweiz. Wir rechnen mit ordentlichen Preisen überall. Blog kann ich nur mit W-Lan schreiben. Wenn ihr nichts hört, hat es nicht geklappt. 5 Tage sind wir dort unterwegs. Nacht!
8. November 2024 at 04:09
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